Grüsselbacher Fastnacht
Grüsselbach bei Rasdorf, mit 199 Einwohnern einer der kleinsten Orte im Landkreis Fulda, wer denkt dabei schon an eine närrische Hochburg. Doch wir Grüsselbacher sind lustige und gesellige Bürger, die so manches Unvorstellbare auf die Beine stellen und in Sachen Karneval rekordverdächtiges leisten.
Grüsselbach ist das kleinste Dorf im Landkreis Fulda, das Karneval feiert und dies nicht im Kleinformat sondern mit Größe, Prunk und Niveau. Prozentual gesehen gibt es in Grüsselbach mehr aktive Karnevalisten als in den Hochburgen Fulda, Köln oder Mainz, nämlich jeder zweite Einwohner.
Hier ist jeder, ob jung oder alt mit dem Karnevalverein verbunden. Das Ausmaß der Grüsselbacher Fastnacht mag aber erst vollständig einzuschätzen, wer einmal den Rosenmontagsumzug selbst erlebt hat. Ob das Dorf zu eng für das närrische Treiben oder der Umzug zu lang für Grüsselbach, fest steht: dass sich – wo gibst das schon? -der närrische Lindwurm sich selbst in seinen eigenen Schwanz beißt und gleich zweimal dieselbe Runde um den „Grüsselbach“ dreht, um die Dorfgrenzen nicht verlassen zu müssen und alle Wagen und Fußgruppen in den Zug einzureihen.
Neben mehreren hundert Aktiven, die auch aus den benachbarten Orten Rasdorf, Setzelbach, Soisdorf und Haselstein kommen, strömen am Rosenmontag zeitweise bis zu 2000 Narren und Närrinnen nach Grüsselbach, um sich das urige Treiben anzuschauen.
Ebenso ungewöhnlich wie das närrische Treiben ist übrigens die Entstehungsgeschichte des Grüsselbacher Karnevals. Als Gründer des Grüsselbacher Karneval gilt der Dorfschullehrer Paul Spiegel. Seine 30 Schüler erwarteten am 13. Februar 1956 morgens um 8 Uhr die erste Unterrichtsstunde, als mit einem Schlag die Tür aufflog und ein winkender, tanzender und kostümierter Mann den Klassenraum betrat. Alle waren erschrocken und fragten sich “ Ist der betrunken? Hat der sich hier verirrt?“. Es kam zunächst niemand auf die Idee das es Rosenmontag und der Verkleidete ihr Lehrer Paul Spiegel war.
Nach einigen Minuten der Stille erkannten die Schüler ihn schließlich an seiner Stimme. „Helau, Helau“, schallte es immer wieder durch den Klassenraum bis alle Schüler mitmachten. Lehrer Spiegel brachte den Schülern an diesem Tag etwas über das Leben bei. Er erzählte von der Fastnacht, den Kostümen und den Umzügen in Köln und Mainz. Er schickte seine Schüler früh nach Hause, mit dem Auftrag sich zu maskieren und anschließend wieder zurückzukommen. Die Kunde von der Schülerfastnacht verbreitete sich schnell im ganzen Dorf, so dass noch am selben Tag mit Lampions, einem alten Jeep und einem Zerrwanst der erste und kleinste Rosenmontagsumzug aller Zeiten auf die Beine gestellt werden konnte.
Mit der Fastnacht 1956 begann in Grüsselbach eine Tradition, die heute aus dem Dorfgeschehen nicht mehr wegzudenken ist. Der ganze Ort ist auf den Beinen, wenn sich der Rosenmontagsumzug seinen Weg durch das Dorf bahnt. Seit 1968 hat Grüsselbach ein eigenes Prinzenpaar, das auch bei den Saalveranstaltungen gebührend gefeiert wird. Bei der Fremdensitzung, wo das kleine Dorfgemeinschaftshaus aus allen Nähten zu platzen droht, erwartet die Besucher ein viereinhalbstündiges Programm.
Neben vier Tanzgarden, dem Elferrat und dem Komitee, der als Vorstand fungiert, sind viele Vereinsmitglieder aktiv mit Sketchen, Büttenreden und Gesang beteiligt.